Ein Interview über Wikis im Wiki. Die Fragen stellte BenSchwan (NETZEITUNG.DE), JuraWiki antwortete. D.h jeder konnte mitmachen. Wie sich diese Seite im einzelnen entwickelt hat, kann man in der Änderungshistorie sehen, die man über das blaue "i" oben rechts auf dieser Seite erreicht.
Die macnews.de-Version (s.u.) des Interviews ist inzwischen online. Die kürzere Netzeitung-Variante des Interviews (dort ist weniger Platz) steht unten - ich hoffe, in dieser auf die lange Fassung bei macnews.de verlinken zu können. Schönen Dank für die Mitarbeit nochmal, hat Spaß gemacht! - bs
Statt der ursprünglich geplanten Kurzfassung für die Netzeitung (s.u.) gibt es jetzt einen "herkömmlichen" Artikel von BenSchwan, der bereits online ist: http://www.netzeitung.de/internet/249340.html Vielen Dank auch dafür!
JuraWiki-Interview, Netzeitung-Ausgabe
Netzeitung: Woher kommen Wikis?
JuraWiki: Das erste WikiWikiWeb (das "Original-" oder "UrWiki") hat der Ward Cunningham (USA) 1995 gestartet. Die Wurzeln reichen aber viel weiter zurück. Der Internet-Pionier Ted Nelson propagierte bereits in den Sechzigerjahren sein Xanadu-Modell, das eine "Versionierung" und Rückwärtsverlinkung vorsah.
Beides ist im Wiki realisisert. Die genial einfache Verlinkung über "Wiki-Namen" und vor allem die Offenheit, also dass jeder nicht nur lesen, sondern auch sofort losschreiben und fremde Texte verändern kann, machen Wikis zu einem universell einsetzbarem Werkzeug.
Netzeitung: Wie viele Wikis gibt es in Deutschland?
JuraWiki: Eine recht umfangreiche Sammlung deutschsprachiger öffentlicher Wikis gibt es im Deutschen-Software-Entwickler-Wiki (DSE). Dort sind es knapp 50 Einträge.
Ursprünglich wurden Wikis vor allem für Computerthemen eingesetzt, inzwischen ist das Spektrum aber schon viel breiter und umfasst auch Themen wie z.B. Jura, Medizin und Chemie. Gerade auch für Computerlaien ist ein Wiki eine ideale Plattform. Das größte deutschsprachige Wiki ist das Lexikon "Wikipedia" mit schon fast 25.000 Artikeln allein in deutscher Sprache.
Neben den öffentlichen, allen frei zugänglichen Wikis werden Wikis auch für verschiedene "interne" Zwecke eingesetzt: Als Firmen oder Behörden-Intranet, zur Koordination von Projekten, zum Erstellen von Dokumentationen, zum Verwalten von Räumen, als WG-Notizzettel, als Dateiserver, als gemeinsammer Terminkalender usw. WikiWikiWeb eignet sich eigentlich immer dann, wenn verschiedene Leute gemeinsamen Zugriff auf Texte haben sollen.
Netzeitung: Warum ist die Technik weniger bekannt als Weblogs?
JuraWiki: Ein Grund könnte sein, dass der Name "WikiWikiWeb" etwas unseriös wirkt. In den ersten acht Jahren haben sich die Wikis zwar schon ganz schön verbreitet, aber eher im Verborgenen. Selbst ausgemachte Computerfreaks wundern sich immer wieder, dass ihnen dieses Phänomen nicht früher aufgefallen ist. Seit nun vielleicht einem Jahr lässt sich ein gewisser Boom beobachten, was sich z.B. in nun häufiger auftretenden Zeitungsartikeln zum Thema niederschlägt.
Wo der Gag bei einem Weblog liegt, versteht eigentlich jeder auf Anhieb. Viele Wikis aber sehen eher schlicht aus und sind auf den ersten Blick oft unübersichtlich. Dann stehen irgendwo halbfertige Texte herum und wer nicht weiß, dass das eine Einladung zum Weiterschreiben ist, dem flößt das wenig Vertrauen ein.
Netzeitung: Kann tatsächlich jeder an Wiki-Texten mitarbeiten? Oder setzt man letztlich dann doch auf geschlossene Benutzergruppen?
JuraWiki: Ja, es kann wirklich jeder mitarbeiten. Man kann sich ja sogar anonym beteiligen. Eine richtige Gemeinschaft kann aber eigentlich erst entstehen, wenn sich genügend Leute anmelden und diese möglichst auch eigene Homepages im Wiki anlegen. Wenn es notwendig ist, kann man aber auch Zugriffsrechte setzen, so dass nur bestimmte Personen oder Gruppen die betreffende Seite ändern können.Diese Mittel werden aber nur selten verwendet. Den Zugriff einzuschränken nimmt dem Wiki seinen eigentlichen Vorteil.
Netzeitung: Wann ist ein Wiki-Text "fertig"?
JuraWiki: Wahrscheinlich dann, wenn sich keiner mehr die Mühe macht, noch etwas zu ändern. Wobei man ja nie weiß, ob sich nicht im nächsten Moment doch noch einer findet.
Bei konträren Themen ist der Idealfall einer fertigen Seite dann erreicht, wenn ein Konsens gefunden ist. Bei faktischen Darstellungen ist der Idealfall einer fertigen Seite erreicht, wenn Sie nicht mehr verbessert werden kann.
"Fertig" ist aber eigentlich kein Zustand der in einem Wiki angestrebt wird. Wikis leben von und durch die Veränderung. Einzelne Seiten können natürlich schon fertig werden (auch wenn es natürlich schwierig ist, von einer Seite zu behaupten, dass es nie wieder einen Grund geben wird, sie zu ändern), ein "lebendiges" Wiki aber ist in ständigem Umbruch und Wachstum.
Und hier die ausführliche Variante, bereits veröffentlicht in macnews.de.
1. Woher kommen Wikis?
Das erste WikiWikiWeb (das "Original-" oder "UrWiki") hat WardCunningham aus Portland,Oregon (USA) 1995 gestartet. Die Wurzeln reichen aber noch viel weiter zurück. Der Internet-Pionier Ted Nelson propagierte bereits in den 60'ern sein Xanadu-Modell, das eine Versionierung und Rückwärtsverlinkung vorsah (siehe Telepolis-Artikel: "Das Web, wie es hätte sein sollen"). Beides ist im Wiki realisisert. Die genial einfache Verlinkung über WikiNamen und vor allem die Offenheit, also dass jeder nicht nur lesen, sondern auch sofort losschreiben und fremde Texte verändern kann, machen Wiki zu einem so universell einsetzbarem Werkzeug.
2. Wie viele Wikis gibt es in Deutschland?
Vielleicht sollte man besser fragen: Wieviele deutschsprachige Wikis gibt es? Eine recht umfangreiche Sammlung öffentlicher Wikis gibt es im Deutschen Software Entwickler Wiki (DSE). Dort sind es knapp 50 Einträge.
Ursprünglich wurden Wikis vor allem für Computerthemen eingesetzt, inzwischen ist das Spektrum aber schon viel breiter und umfasst auch Themen wie z.B. Jura, Medizin und Chemie. Gerade auch für Computerlaien ist ein Wiki eine ideale Plattform. Das größte deutschsprachige Wiki ist das Lexikon Wikipedia mit schon fast 25.000 Artikeln allein in deutscher Sprache. Das gibt es dann in noch 17 weiteren Sprachen.
Neben den öffentlichen, allen frei zugänglichen Wikis werden Wikis auch für verschiedene "interne" Zwecke eingesetzt: Als Firmen oder Behörden-Intranet, zur Koordination von Projekten, zum Erstellen von Dokumentationen, zum Verwalten von Räumen, als WG-Notizzettel, als Dateiserver, als gemeinsammer Terminkalender usw. WikiWikiWeb eignet sich eigentlich immer dann, wenn verschiedene Leute gemeinsamen Zugriff auf Texte haben sollen.
3. Warum ist die Technik weniger bekannt als Weblogs?
Ist sie das? Nun ja, vielleicht weil Sie bisher nur über WebLogs so fleißig geschrieben haben. Aber im Ernst:
Ein Grund könnte sein, dass der Name "WikiWikiWeb" etwas unseriös wirkt. In den ersten acht Jahren haben sich die Wikis zwar schon ganz schön verbreitet, aber eher im Verborgenen. Selbst ausgemachte Computerfreaks wundern sich immer wieder, dass ihnen dieses Phänomen nicht früher aufgefallen ist. Seit nun vielleicht einem Jahr lässt sich ein gewisser Boom beobachten, was sich z.B. auch in den nun häufiger auftretenden WikiZeitungsArtikeln niederschlägt.
Wo der Gag bei einem WebLog liegt, versteht eigentlich jeder auf Anhieb. Viele Wikis aber sehen eher schlicht aus und sind auf den ersten Blick oft unübersichtlich. Dann stehen irgendwo halbfertige Texte rum und wer nicht weiß, dass das eine Einladung zum Weiterschreiben ist, dem flößt das wenig Vertrauen ein.
Die Freiheit, dass jeder fremde Texte ändern und sogar löschen kann, löst oft Befremden und Befürchtungen aus. Wer sich aber darauf einlässt, merkt schnell, dass die theoretisch denkbaren Horrorszenarien in der Praxis nicht vorkommen und dass die Offenheit viel mehr Probleme löst, als sie schafft.
Ein weiterer Grund für die im Vergleich zu WebLogs eher zögerliche Ausbreitung ist, dass ein Wiki nur mit einer lebendigen Community richtig funktioniert. Und so etwas lässt sich nicht einfach über Nacht aus dem Boden stampfen.
4. Viele Wikis wirken, als seien sie nicht leicht bedienbar. Stimmt das?
Man sollte nicht vom Aussehen auf die inneren Werte schließen.
Es gibt natürlich unterschiedliche Wiki-Engines - manche sind spartanisch und sehen optisch "bescheiden" aus, manche sind aber auch durchaus mächtig und komfortabel (und auch von der Optik her anpassbar) und manche sind sicher auch unnötig überfrachtet - letztendlich ist die Wahl der Engine Geschmacksache.
Die grundlegende Bedienung - also das Ansehen und Ändern von Seiten - ist generell recht einfach. Jeder der eine E-Mail schreiben kann, sollte auch nach wenigen Minuten Einarbeitung in der Lage sein, eine Wikiseite zu ändern.
5. Wie kann man den Usern Wikis näher bringen?
Im Endeffekt wollen die meisten Leute im Internet Informationen bekommen oder auch welche veröffentlichen. Beides geht mit Wiki sehr einfach und zeitsparend.
Da jede Information dort auch nur einmal veröffentlicht werden muss (und dann mit der Zeit verfeinert werden kann), ist dieses Medium auch viel effizienter als andere (Newsgroups, Foren, Mailinglisten, E-Mail), wo immer wieder die gleichen Fragen durchgekaut werden und immer wieder mehrfach beantwortet werden.
Anstatt also jemand bei einer allgemein interessanten Frage per E-Mail/Mailingliste/Newsgroup/Forum weiter zu helfen, kann man die Antwort auch einfach auf eine passende Wikiseite schreiben (und ggf. die URL posten, wenn derjenige dort noch nicht mitliest). Der Aufwand dafür ist gleich hoch, es muss aber eben nur einmal geschrieben werden und der Leser muss auch nur eine Seite lesen.
Zudem zeichnen sich Wikis durch einen im Vergleich zu fast allen anderen Medien deutlich niedrigeren "Rauschfaktor" aus. Während nervige Off-Topic-Beiträge sonst immer an alle verteilt werden, können die im Wiki schon vom ersten Leser wieder gelöscht werden, so dass die anderen gar nicht erst damit belästigt werden.
Die WikiVorteile sprechen sich langsam rum. Man kann jedem nur empfehlen, mal in einem Wiki mitzuschreiben, um dann zu sehen, was passiert.
6. Welche wichtigen Software-Tools für Wikis gibt es?
Das Tolle an Wiki ist, dass die Benutzer von Wiki keine besondere Software brauchen - ein normaler Web-Browser wie Mozilla, Opera oder Internet Explorer reicht - sowohl zum Lesen, als auch zum Mitschreiben.
Spezielle Software braucht man also nur, um selbst ein Wiki aufzumachen. WikiSoftware gibt es für praktisch alle Plattformen und geschrieben in allen Programmiersprachen. Die verbreitetsten und auch feature-reichsten Varianten sind MoinMoin, PHPwiki und TWiki. Eine Liste der bekannten WikiEngines gibt es im Original-Wiki (FrontPage).
Technisch ist es kein großes Problem, einen Wikiserver aufzusetzen. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, die erforderliche (s.o.) Community aufzubauen. Deshalb sollte man, bevor man ein eigenes öffentliches Wiki aufmacht, unbedingt prüfen, ob es nicht schon ein Wiki zu diesem Thema gibt. Dann ist es immer besser, einfach dort mitzumachen, was ja gerade im Wiki problemlos möglich ist. Weitere Wikis zum gleichen Thema aufzumachen ist eher kontraproduktiv.
Wikis sind wohl einer der seltenen Fälle, wo Konkurrenz sich nicht positiv auswirkt. Es gibt aber noch genügend Themen, die darauf warten, wikimäßig erschlossen zu werden.
7. Kann tatsächlich jeder an Wiki-Texten mitarbeiten? Oder setzt man letztlich dann doch auf geschlossene Benutzergruppen?
Ja, es kann wirklich jeder mitarbeiten. Man kann sich ja sogar anonym beteiligen. Eine richtige Gemeinschaft kann aber eigentlich erst entstehen, wenn sich genügend Leute anmelden und möglichst auch eigene WikiHomepages anlegen.
Wenn es notwendig ist, kann man aber auch Zugriffsrechte setzen, so dass nur bestimmte Personen oder Gruppen die betreffende Seite ändern können. Ebenso ist auch ein Leseschutz möglich. Diese Mittel werden aber nur selten verwendet, nämlich wenn es wirklich nicht anders geht. Wenn ich z.B. ein Quiz entwickeln will (siehe JuraStudierenInSaarbrücken/JuraQuiz), macht das natürlich wenig Sinn, wenn jeder die Antworten schon lesen kann. Den Zugriff einzuschränken nimmt dem Wiki seinen eigentlichen Vorteil. Wie schon erwähnt gibt es auch private Wikis, die mit beschränkten Benutzergruppen arbeiten, also z.B innerhalb einer Firma, eines Freundeskreis, ...
8. Wann ist ein Wiki-Text "fertig"?
Wahrscheinlich dann, wenn sich keiner mehr die Mühe macht, noch etwas zu ändern. Wobei man ja nie weiß, ob sich nicht im nächsten Moment doch noch einer findet.
Bei konträren Themen ist der Idealfall einer fertigen Seite dann erreicht, wenn ein Konsens gefunden ist. Bei faktischen Darstellungen ist der Idealfall einer fertigen Seite erreicht, wenn Sie nicht mehr verbessert werden kann.
"Fertig" ist aber eigentlich kein Zustand der in einem Wiki angestrebt wird. Wikis leben von und durch die Veränderung. Einzelne Seiten können natürlich schon fertig werden (auch wenn es natürlich schwierig ist, von einer Seite zu behaupten, dass es nie wieder einen Grund geben wird, sie zu ändern), ein "lebendiges" Wiki aber ist in ständigem Umbruch und Wachstum.
9. Wie ist kontrollierbar, wer was geändert hat?
Nun, jede Änderung wird mitprotokolliert. Üblicherweise wird der Name (soweit bekannt) des Schreibers oder der Name bzw. IP-Adresse seiners Rechners (oder Proxys) gespeichert und in der Änderungshistorie angezeigt. Dann kann man sich mit der "Differenz"-Funktion schnell einen Überblick verschaffen, was sich verändert hat. Eigentlich ist das im Wiki aber gar nicht so wichtig, wer etwas sagt, sondern mehr was gesagt wird. Die Diskussion wird im Wiki nur als nötige Zwischenstufe zum Erstellen eines besseren Inhalts gesehen. Welcher Gedanke von wem eingebracht wurde ist dann irgendwann egal.
10. Gibt es Auswirkungen von Wikis auf die Medienwelt, wie dies bei Weblogs zu geschehen scheint?
Bisher ist das noch nicht abzusehen. Dazu sind Wikis aber auch noch gar nicht weit genug verbreitet. Die Idee eines von den Benutzern selbst erstellten und kooperativ weiterentwickelten Netzes hat aber sicher das Potential, noch Auswirkungen auf die Medienwelt zu haben.
11. Wie groß ist die Wiki-Szene derzeit?
Bei den Leuten, die sich mit WikiWikiWeb beschäftigen, kann man unterscheiden:
- Es gibt zahlreiche Leute, die im Wiki nur lesen. Wer z.B. über eine Suchmaschine reinkommt, merkt vielleicht nicht einmal, dass er dort auch mitarbeiten kann.
- Dann gibt es viele, die arbeiten einfach so mit, ohne sich anzumelden.
- Diejenigen, die sich registrieren, haben viele Vorteile: Sie müssen nicht mehr anonym editieren, können Lesezeichen setzen, Seiten abonnieren usw.
Am besten ist es, wenn man sich auch noch eine eigene WikiHomepage anlegt. Dort können dann z.B. auch persönliche Notizen angelegt und Nachrichten hinterlassen werden.
Nur ein sehr geringer Teil der Wikinutzer beteiligt sich auch an der Weiterentwicklung der Software. Bei MoinMoin, der WikiEngine, die wir auch im JuraWiki einsetzen, sind das neben JürgenHermann vor allem ein paar Leute aus dem LinuxWiki.
Um ein paar Zahlen zu nennen: Allein im deutschsprachigen Wikipedia gibt es über 2.500 registrierte Benutzer. Wobei ja lange nicht jeder, der etwas dazu beiträgt, sich auch registriert. Im Original-Wiki haben bereits über 3.300 Personen eine eigene Homepage angelegt.
12. Wie könnte sich die Idee weiter verbreiten?
Indem möglichst viele Leute ÖffentlichkeitsArbeit betreiben, z.B. WikiZeitungsArtikel schreiben oder aber auch Mundpropaganda betreiben. Aber auch, indem weitere Fachgebiete wikimäßig erschlossen werden und immer mehr hochwertiger Inhalt in den Wikis steht. Es gibt z.B. im JuraWiki bereits zahlreiche Seiten, die bei Google ganz weit oben erscheinen.
13. Für welche Art von Texten sind Wikis am besten geeignet? (Wikipedia?)
Für Lexikoneinträge - das hat Wikipedia bewiesen - ist Wiki in der Tat sehr gut geeignet. Ein Wiki, das nicht versucht, eine Enzyklopädie zu sein, funktioniert allerdings etwas anders. Im LinuxWiki (http://linuxwiki.org) z.B. werden nicht nur Worte erklärt, sondern es werden auch praktische Erfahrungsberichte und Anleitungen geschrieben, Fragen gestellt und beantwortet. Persönliche Seiten der Benutzer fördern den Gedanken- und Erfahrungsaustausch, zu Veranstaltungen werden Fahrgemeinschaften über Wiki organisiert usw. Im JuraWiki legen Studenten Seiten zu ihren Vorlesungen an und tauschen sich dort über organisatorische Fragen und auch inhaltliche Probleme aus. Sogar Probeklausuren haben wir im JuraWiki schon geschrieben.
In allen diesen ganz unterschiedlichen Einsatzbereichen funktioniert WikiWikiWeb hervorragend. Die Arbeitsweise bleibt dabei im Grunde immer die gleiche: Schreiben, verbessern, umformulieren, umstrukturieren, verdichten usw. solange bis eine schöne Seite entstanden ist.
14. Wie sieht die Zukunft von Wikis aus?
14.1. Technik
Die Technik wird rege weiterentwickelt - es wird aber Wert darauf gelegt, dass das ganze einfach und mächtig bleibt - von Featuritis halten die meisten Wiki-Entwickler nichts. Bei MoinMoin wird derzeit v.a. an der Performance/Skalierbarkeit und an der Sprachunterstützung optimiert - beides ist im internationalen Kontext natürlich sehr wichtig.
Eine Entwicklung, die schon lange angedacht ist, aber nur in Teilen umgesetzt wurde, ist das InterWiki. Also ein Netzwerk aus Wikis, sich der Benutzer als eine nahezu nahtlose Umgebung darstellt. Bisher gibt es da im wesentlichen nur InterWikiLink s.
Eine weitere Entwicklung, die sich abzeichnet, ist der "Missbrauch" der Wiki-Idee für viele andere Anwendungsmöglichkeiten. So könnte man z.B. einem Wiki leicht auch andere Formate, wie z.B. LaTeX oder SGML, bei bringen und es so zum gemeinsammen Erstellen solcher Dokumente verwenden. Aufgrund der Einfachheit der Wikis bieten sie sich als Basis für solche Erweiterungen einfach an. Gerade externe Webservices lassen sich dort leicht einbinden. Diese Erweiterungen werden sich eher nicht in den großen öffentlichen Wikis finden, sondern wohl eher in Wikis mit begrenzten Benutzergruppen.
14.2. Bekanntheitsgrad und Nutzung
Der Bekanntheitsgrad wird in nächster Zeit stark zunehmen. Wer Wiki dann erstmal kennen und schätzen gelernt hat, wird es dann auch fleissig benutzen. Da Wiki wirklich eine Technik für jedermann ist, gibt es so gut wie keine Einstiegshürde - Fachkenntnisse sind für die Benutzung nicht erforderlich.
Wenn man dies mal mit GNU/Linux vergleicht, kann man die Entwicklung vielleicht absehen:
- vor 10 Jahren war Linux praktisch unbekannt und wurde nur von einer handvoll Leuten entwickelt. Diese Stufe hat Wiki bereits hinter sich.
- vor 5 Jahren war Linux zwar schon recht bekannt, aber immer noch eher was für die "Computerfreaks" und Serveradministratoren.
- inzwischen ist Linux in aller Munde oder besser gesagt: auf sehr vielen PCs und Servern, auch durchaus schon auf heimischen Privatrechnern von Nicht-Freaks.
Der Vergleich von Wiki mit Linux ist natürlich von daher unpassend, weil Wiki ja viel einfacher zu benutzen ist als Linux - und man muss bei Wiki auch nichts installieren, was man nicht sowieso schon laufen hat (Internet und Webbrowser). Von daher erwarte ich, dass die Entwicklung bei Wiki nur wenige Jahre dauert, bis es allgemein bekannt und in Benutzung ist.
Von einigen Leuten wird Wiki aber möglicherweise auch in Zukunft nicht voll akzeptiert werden, das hat vor allem psychologische Gründe: Angst das man sich blamiert, Angst vor Änderungen an fremden Texten u.s.w. All das ist natürlich unbegründet. Bei manchen trifft man aber auch einfach auf fehlende Bereitschaft zur Kooperation. An dieser Charaktereigenschaft kann auch noch so schöne Technik nur wenig ändern.
Da Wiki eine sehr einfache und allgemeine Grundstruktur hat, lassen sich sehr viele Anwendungen leicht darauf abbilden, nämlich alles, was sich als Graph von Informationseinheiten darstellen lässt. Welcher normale Mensch versteht diesen Satz? -- RonnyBuchmann 2003-07-25 15:30:48 - Hört sich aber interessant an -- RalfZosel 2003-07-25 19:35:14
14.3. Zusammenarbeit und Offenheit
Durch die Möglichkeiten des Internet und Freier Software wächst die Welt immer mehr zusammen und auch in den Köpfen findet ein Wandel statt: Wo früher Einzelkämpfer und kleine, geschlossene Gruppen am Werk waren, wird heutzutage weltweit und offen zusammengearbeitet.
Wiki stellt dafür eine sehr gute, simple und dennoch effiziente Technologie zur Verfügung, um dies auch bezogen auf Webinhalte und Wissensdatenbanken zu ermöglichen.
Links zu Quellen: WikiSoftware InterWikiMap WikiWikiWeb WikiHistory
Offline-Literatur: "TheWikiWay - Quick Collaboration on the Web"
ÖffentlichkeitsArbeit: Einladung im LinuxWiki und in Wikipedia.
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